Im Kreis Borken forschen alle Schülerinnen und Schüler gemeinsam im PhänomexX-Schülerlabor


Jannat ist erstaunt. Wenn man Säure auf zerstoßene Muscheln gibt, dann fängt es an zu blubbern und man kann auch leise Geräusche hören. Das hört sich an, als wenn man Brausepulver in ein Glas Wasser gibt. Das hat sie im PhänomexX-Schülerlabor „Zukunft gestalten“ in der Bocholter Lernwerkstatt im Team mit Selin erfahren. Die beiden lernen seit gut anderthalb Jahren Deutsch und nehmen auch schon am Regelunterricht der Klasse 6a der Bocholter Hohe-Giethorst-Schule teil. Der PhänomexX-Projekttag gehört für sie dazu, da für Jannat und Selin besonderes Material durch das Kommunale Integrationszentrum des Kreises Borken (KI) bereitgestellt wurde.

„PhänomexX“ steht für „Phänomene“ und „Experimentieren“ und ist ein Schülerlabor mit wechselnden Themen. Das Angebot umfasst lehrplanbezogene Inhalte und zeitgemäße schüleraktivierende Methoden. Die Themen werden an Lernstationen präsentiert und stehen allen Schulen im Kreis Borken für ein Schulhalbjahr zur Verfügung. Leihgeber ist das PhänomexX aus Ahlen.
Zielgruppen sind die Klassen 4 bis 6 aller Schulformen. Grundlage der Arbeit ist ein Forscherheft, das allen Schülerinnen und Schülern zur Verfügung gestellt wird. Im Forscherheft sind alle Stationen berücksichtigt. Die für den Versuch notwendigen Geräte und Materialien sind benannt und das Experiment wird jeweils genau beschrieben. Beim Forschen an den Stationen können die jungen Forscher ihre Ergebnisse notieren, in Tabellen festhalten oder grafisch darstellen.
Besondere Materialien für ein sprachsensibles Schülerlabor
In der Klasse 6a der Bocholter Hohe-Giethorst-Schule gibt es insgesamt drei Kinder, die noch in der Erstförderung sind und drei Kinder, die sich in der Anschlussförderung befinden. „Besonders für diese Schülerinnen und Schüler stellt die Fachsprache in den Naturwissenschaften eine große Herausforderung dar“, sagt Physik- und Klassenlehrerin Anne Mau. Sie betont aber gleichzeitig auch die hohe Motivation für den naturwissenschaftlichen Unterricht. Jannat und Selin sind zwei Beispiele.
Zum zweiten Mal steht in diesem Jahr den forschenden Klassen nicht nur das reguläre Forscherheft zur Verfügung, sondern auch eine sprachsensible Variante. Die Experimentieranleitungen sind sprachlich vereinfacht und es gibt Hilfen zum Aufschreiben der Ergebnisse. Ein zusätzliches (Fach-)Wortschatzheft hilft bei der Vor- und Nachbereitung in der Schule. Ermöglicht wird dies durch das Kommunale Integrationszentrum Kreis Borken.

DaZ-Lehrerin Kathrin Telaar ist verantwortlich für die Entwicklung der sprachsensiblen Forscherhefte: „Es war eine große Herausforderung die Materialien sprachlich so zu entlasten, dass selbstständiges Arbeiten an den Stationen möglich wird. Auf der anderen Seite war es aber auch wichtig, die Fachsprache zu fördern. Wir wollten ja nicht einfach Inhalte herunterbrechen, sondern trotz der noch nicht vorhandenen sprachlichen Fähigkeiten an den richtigen Stellen Hilfen geben.“ Dazu gehört z.B. auch, dass alle Geräte im Schülerlabor beschriftet sind.
Wichtiger Baustein Lehrerfortbildung
Unabdingbare Voraussetzung für die erfolgreiche Arbeit einer Lehrkraft mit ihrer Klasse im PhänomexX-Schülerlabor ist die Teilnahme an einer Lehrerfortbildung. Hier machen sich die Lehrerinnen und Lehrer fachlich mit der Thematik vertraut und erfahren auch, wie sie die Kinder sprachlich unterstützen können. Lehrerin Anne Mau hat schon im Vorfeld einen genauen Blick auf die Herausforderungen, mit denen ihre Schützlinge konfrontiert werden und kann bereits in der Vorbereitung in der Schule darauf eingehen.
Darüber hinaus können die teilnehmenden Lehrkräfte Rückmeldung zu den Forschermaterialien geben. Sie prüfen genau, an welchen Stellen Formulierungen noch nicht eindeutig sind oder Fachinhalte stärker Berücksichtigung finden müssten. Diese Tipps hat Kathrin Telaar bei der Endredaktion des sprachsensiblen Forscherheftes berücksichtigt.
KI koordiniert und begleitet PhänomexX-Tage

Damit das Projekt sich so entwickeln konnte, wie es jetzt den Schulen im Kreis Borken zur Verfügung steht, mussten viele Akteure miteinander vernetzt werden: Die didaktische Leitung des Projektes „Zukunft gestalten“ des PhänomexX in Ahlen, die Naturwissenschafts- und DaZ-Lehrkräfte, der außerschulische Lernstandort „Bocholter Lernwerkstatt“ und viele mehr.
Diese Aufgabe wurde vom Kommunalen Integrationszentrum übernommen, das auch die Erstellung der sprachsensiblen Materialien finanziell unterstützt hat. „Im Projektzeitraum werden nun fast 800 Schülerinnen und Schüler aus 29 Klassen aller Schulformen im Schülerlabor forschen“, freut sich Sandra Schulz-Kügler, stellvertretende KI-Leiterin.
Nachbereitung in der Schule
Selin ist inzwischen mit ihrem Teampartner an der nächsten Station angekommen: „Wir brauchen Alufolie, eine Kreisschablone und zwei Lampen.“ Gemeinsam sucht sie mit Jannat nach den richtigen Geräten. Dank der Beschriftung ist alles schnell gefunden. Das Experiment kann beginnen. Nach Anleitung entsteht ein Trichter aus Alufolie. Die beiden wollen so herausfinden wie ein Wärmekraftwerk funktioniert.
Die größte Herausforderung erwartet die beiden nach dem Experiment. Sie müssen nun ganz genau aufschreiben, was sie herausgefunden haben. Aber auch für die Auswertung stehen sprachliche Hilfen zur Verfügung: „Ich habe gefühlt, dass der Finger mit der Alufolie warm wird. Ganz schnell.“ Selin will nun wissen, warum das so ist. Diese Frage nimmt sie mit zurück in den Naturwissenschaftsunterricht der Schule. Denn dort wird die Klasse gemeinsam das Projekt auswerten. Und wünscht sich, bald wieder einen PhänomexX-Labortag zu haben.
Ansprechpartnerin für weitere Informationen ist:
Sandra Schulz-Kügler, KI Kreis Borken
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Fotos: KI Kreis Borken