Feriencamp „Sprache, Sport und Kultur“ gegen „Sprachräuber“


Ferien: Für viele sind sie die „schönsten Wochen des Jahres“. Erholung tanken, Kraft schöpfen für Neues. Für zugewanderte Jugendliche ist diese Zeit oft eine bedauerliche Unterbrechung im Prozess des Erlernens der deutschen Sprache. Man könnte sogar sagen: „Ferien sind Sprachräuber“. Sie stehlen Kompetenzen, die nach der Pause wieder mühsam angeeignet werden müssen. Das Feriencamp des Kommunalen Integrationszentrums (KI) Hamm für neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler an Berufskollegs setzt etwas dagegen – bereits zum vierten Mal ging es den „Sprachräubern“ in den letzten Herbstferien an den Kragen.
„Damit die bisher erlernten Sprachkompetenzen auch nach den Ferien noch vorhanden sind oder sich im besten Falle noch erweitern, ist ein Feriencamp genau das Richtige“, erklärt Antoaneta Nikolova. Sie hat alle bisher in Hamm durchgeführten Sprachcamps pädagogisch und organisatorisch begleitet. Sechs Tage bot das KI mit großer Unterstützung von weiteren vier Kooperationspartnern aus Hamm den Jugendlichen ein kulturelles und sportliches Programm. 12 Schülerinnen und Schüler aus sechs unterschiedlichen Herkunftsländern mit sechs verschiedenen Sprachen nahmen daran teil.
Sprache und Kommunikation im Fokus
Los ging es am ersten (so wie auch am letzten) Tag mit der Sprachschatzerweiterung und Anwendung. Die Jugendlichen stellten sich selbst, aber auch sich gegenseitig vor. Als Challenge erstellten sie in Kleingruppen „Wörterhaufen“ zu bestimmten Themen oder lösten ein Suchrätsel mit teils bereits bekannten, teils neuen Wörtern. Das Stadtteilzentrum Hamm Norden als Kooperationspartner bot mit einer Bühne, großen Gruppentischen und einem begrünten Außenbereich die perfekte Abwechslung in den verschiedenen Arbeitsphasen.

Integration durch Sport mit Turnerbund und Stadtsportbund
Am zweiten und fünften Tag lag der Schwerpunkt vor allem im sportlichen Bereich. Dirk Henning vom Westfälischen Turnerbund stellte den Jugendlichen ein körperlich, aber auch sprachlich herausforderndes Tagesprogramm zusammen. Beim Rope Skipping (kunstvolles Seilspringen) waren sowohl Ausdauer und Koordination als auch die gemeinsame Kommunikation gefragt. Vor allem wenn es darum ging, simultanes Seilspringen von zwei oder mehr Personen zu schaffen.
Sprachlich besonders kniffelig war die Aufgabe, eine Sportart mit dem Anfangsbuchstaben des eigenen Namens zu finden und dazu auch noch passende Bewegungen zu machen. Madiou (Foto oben) fand für seinen Namen den Motorsport sehr passend und machte die typische „Bikerbewegung“ mit der Hand dazu.
Schwitzen mit dem Karatetrainer
Lucas Brachmann, Fachkraft für Integration vom Stadtsportbund Hamm, setzte an seinem Sporttag darauf, die Jugendlichen quasi aus ihren Herkunftsländern abzuholen. „Woher kommt ihr? Welche Sportart mögt ihr? Und welche Sportart ist in eurer Heimat am beliebtesten?“ wollte Brachmann wissen. Dann ließ er Plakate erstellen und stellte den Jugendlichen anschließend Vereine vor, die ihren Interessen entsprachen.

Den sportlichen Teil übernahm der Karatetrainer Jürgen Knaack vom TuS Germania-Lohauserholz in Hamm und brachte mit einem Mix aus schnellen und langsamen Bewegungen alle ganz schön ins Schwitzen.
Eigene kulturelle und künstlerische Wege gehen
Der kulturelle Teil des Feriencamps fand im Jugendkulturzentrum „Kubus“ statt - mit einem künstlerischen Angebot, das sich Stencil Art nennt. Lucie Stern-Plümer und Viktoria Plinke erklärten geduldig, wie man Schablonen erstellt, die man als Motivvorlage anschließend zum Sprühen auf Papier oder Leinwand legt. Häufig wurde der Umriss oder Name des eigenen Heimatlandes als Motivvorlage gewählt.

Die für den Spracherwerb zuständige KI-Mitarbeiterin Uta Melone fuhr mit der Gruppe in die Stadtbücherei. Hier lernten die Jugendlichen, wie das Buchsystem funktioniert, wo welche Bücher stehen und wie das automatische Rückgabesystem funktioniert. Letzteres machte den Teilnehmern besonders großen Spaß. Neben Büchern über Sport war auch der Bereich Deutsch als Zweitsprache von großem Interesse.
„Das Herbstferiencamp war nicht nur eine gelungene Sprachunterstützung, sondern vor allem nah dran am Leben der Jugendlichen“ fasste Julia Hartfiel, die gemeinsam mit Antoaneta Nikolova das Programm erstellt hatte, zum Abschluss des Ferienangebots die Erfahrungen und Eindrücke zusammen.
Ansprechpartnerin für weitere Informationen ist:
Julia Hartfiel, KI Hamm
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Fotos: KI Hamm