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„Deutsch-Checker“ aus Herne sind Vorbilder für Jüngere

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22 Schülerinnen und Schüler von Herner Schulen bekamen am 27.06.2018 im Ratssaal des Herner Rathauses ihre Zertifikate überreicht. Sie geben als Deutsch-Checker jungen Mitschülern Hilfestellung. Foto: Sabrina Didschuneit / FUNKE Foto Service
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Manager sprechen manchmal von einer „Win-win“-Situation. Herne setzt noch eins drauf! „Deutsch-Checker“ ist ein Projekt, bei dem die beteiligten Akteure mit Fug und Recht von einer „Win-win-win“-Situation reden. Hier profitieren Studenten, Schüler und Kinder mit Sprachförderbedarf – und die Allgemeinheit sowieso. Beteiligt sind die Arbeitsgruppe von Prof. Björn Rothstein (Ruhr-Universität Bochum), der das Projekt initiiert hat, das Kommunale Integrationszentrum der Stadt Herne und vier Herner Schulen. Am 27. Juni 2018 wurden die Beteiligten des vergangenen Schuljahres im Herner Rathaus ausgezeichnet.

Zertifikatsübergabe an die neuen Deutsch-Checker  Foto: Sabrina Didschuneit / FUNKE Foto Service


Unterschiedliche Bildungseinrichtungen der Revierstadt ziehen an einem Strang. Das Ziel: junge Menschen sprachlich, sozial und persönlichkeitsentfaltend zusammenzubringen, um Bildungsanschlüsse und berufliche Qualifikationen zu ermöglichen. Das Projekt vereinigt somit Institutionen, deren Zusammenarbeit in dieser Konstellation eine echte Innovation ist. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet und evaluiert.

Im Projekt bilden pädagogisch und didaktisch speziell vorbereitete Studierende („Deutsch-Trainer“) fortgeschrittene Schülerinnen und Schüler zu Deutsch-Checkern aus, die wiederum sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler mit sprachlichem Förderbedarf, die Deutsch-Lerner, betreuen.
 

Checker „checken“ Stärken und Schwächen


Eine der vier teilnehmenden Herner Schulen ist das Gymnasium Wanne. Alexander Krüger ist „Deutsch-Checker“ von Anfang an. Der 17jährige kümmert sich um Fünftklässler an seiner Schule, die „Deutsch-Lerner“. In seinem Fall sind es zwei deutsche Kinder mit Sprachdefiziten, die er einmal pro Woche trifft. Andere „Checker“ betreuen Kinder mit türkischem oder rumänischem Hintergrund.

Deutsch-Checker Alexander Krüger

Am Anfang steht das Kennenlernen, erzählt Alex. „Wo sind die Schwächen? Wo liegen die Stärken? Welche Interessen haben sie?“ Deshalb sei das auch keine klassische Nachhilfe, was er mache, betont Alexander. Er würde es eher „Unterstützung im Alltag“ nennen.  Klar, man bespreche auch mal eine Klausur, gehe den Stoff durch und übe ein bisschen. „Aber vor allem reden wir miteinander, sehr viel sogar.“ Über die Lehrer der Schule, wie Alex ja schon ein paar Jahre länger kennt. Aber vor allem über Hobbys. „Das ist der Türöffner schlechthin“, sagt der Oberstufenschüler. Fußball besonders.
 

Vorbild mit Orientierungsfunktion


Radojka Mühlenkamp, Leiterin des KI Herne, ist begeistert, welche Möglichkeiten sich besonders für die jungen „Deutsch-Lerner“ auftun. „Sie bauen soziale Bindungen zu Deutsch-Checkern auf, die so etwas wie jugendliche Vorbilder sind.“ Zudem erhalten sie eine passgenaue sprachliche Förderung und bekommen Orientierung im Schulalltag und im deutschen Bildungssystem insgesamt.

Der Erfolg kam schneller als erwartet. „Schon nach zwei bis drei Monaten stellten die Lehrer fest, dass sich die Schüler in Rechtschreibung oder Grammatik enorm verbessert hatten“, erzählt „Deutsch-Checker“ Alexander Krüger.


Ziel des Projekts ist die sprachliche, soziale und persönlichkeitsbezogene Vorbereitung des jeweils nächsten Bildungsschrittes aller am Projekt Teilnehmenden: das kann die weiterführende Schule sein, ein höherer Schulabschluss, aber auch Studium oder Referendariat.  
 

Trainingscamp für angehende Lehrer


Profitieren tun auch die ältesten in dieser „Lern-Kaskade“: die Deutsch-Trainer – angehende Lehrer von der Ruhr-Universität Bochum. Durch den Anstieg der Zuwanderung in den vergangenen Jahren hat sich der Schulalltag deutlich verändert. Lehrer und Lehrerinnen treffen auf eine zunehmende sprachliche Heterogenität in den Klassenzimmern. Eine Herausforderung und Verantwortung zugleich. „Durch das Projekt werden die angehenden  Lehrerinnen und Lehrer frühzeitig auf ihre spätere Aufgabe vorbereitet“, sagt RUB-Professor Prof. Dr. Björn Rothstein.

Alex Krüger ist jeden Dienstag in der Bochumer Ruhr-Universität und wird dort mit den anderen „Checkern“ fit gemacht von den RUB-Studierenden. Sie können an Alexander und den anderen schon mal „üben“, wie weit es um ihre pädagogischen Fähigkeiten bestellt ist. Gemeinsam mit den Checkern aus den Schulen und basierend auf deren Erfahrungen im Schulalltag, entwickeln sie gemeinsam neue Unterrichtsmaterialien. Die werden kostenfrei ins Internet gestellt, um das Projekt an weiteren Schulen zu installieren. Dabei werden die Inhalte immer auf den Prüfstand gestellt, also wissenschaftlich evaluiert. In diesem Rahmen werden zurzeit zwölf Masterarbeiten angefertigt.
 

Zertifikat für engagierte Schüler

Foto: Ruhr-Universität Bochum

Alex hat angeregt, die Texte sollten alltagsnah sein. „Mit eigenen, neu formulieren Aufgaben und nicht den Standardtexten von den Schulbuchverlagen.“ Bei so viel Engagement soll der Deutsch-Checker am Ende nicht mit leeren Händen dastehen. Zur Belohnung gibt es ein Zertifikat, das die Teilnahme bescheinigt. Das macht sich gut im Lebenslauf bei künftigen Bewerbungen, ist Alex überzeugt.

Zudem genießt er das Privileg, als Oberstufenschüler schon Universitäts-Kontakte zu haben. Ein Startvorteil. „Wir erfahren früher als andere, wie ein Studium abläuft, was es mit den Credit points auf sich hat.“

Ob er später selbst einmal Lehrer werden will, kann Alexander Krüger allerdings noch nicht sagen.


Ansprechpartnerin für weitere Informationen ist:
Radojka Mühlenkamp, KI Herne

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