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Bildungsfuchs geht Sprachtraining clever an

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Manchmal habe sie ein richtig schlechtes Gewissen, gibt Rukiye Sönmez-Öztürk zu, wenn sie wieder einmal einer Grundschulrektorin oder einem -rektor einen Korb geben muss. Es wollen viel mehr Schulen mitmachen beim „Bildungsfuchs“-Projekt. Doch weil diese außergewöhnliche Sprachförder-Maßnahme allein aus Spenden und Sponsoren-Geldern finanziert wird, sind ihr die Hände gebunden. „Aber es ist auch eine Anerkennung, dass wir mit diesem Ansatz den Nerv getroffen haben“, sagt die Leiterin der Arbeitsstelle für interkulturelle Bildung und Integration (ABI)* der Stadt Mönchengladbach. Eine 50.000-Euro-Spende der örtlichen Wilberz-Stiftung sichert das Projekt für neun Grundschulen in der Stadt bis Anfang 2018.

Die Katholische Grundschule Nordstraße im Stadtteil Rheydt um 13.30 Uhr. Jetzt, nach der 6. Stunde, ist es ruhig geworden in dem alten Backsteingebäude. Doch im Klassenraum der 1a lernen noch sechs Kinder. Am Anfang schämte sich die kleine Belinay, weil sie sich wie eine „Nachsitzerin“ fühlte. Nach drei Wochen hat sich das geändert. „Am liebsten würde sie jeden Tag dort hingehen“, sagt ihre Mutter, die von dem Projekt begeistert ist. „Es bringt viel für die Sprache“,  fügt die Frau mit türkischem Migrationshintergrund hinzu. Sie kann es beurteilen. Auch ihr Sohn Egemen war beim „Bildungsfuchs“.


So reagieren viele Kinder und ihre Eltern, sagt Schulleiter Christian Eikenbusch. Die Erst- und Zweitklässler mit unterschiedlicher Herkunft brüten gerade über ihren Deutsch-Hausaufgaben. Der Eifer ist groß, jeder und jede möchte die Aufmerksamkeit von Birgit Fachinger. Die ehemalige Grundschullehrerin nimmt sich für alles geduldig Zeit. Sie ist vom ersten Tag an in der Sprachförderung des Projektes „Bildungsfuchs“ dabei.
 

Kleine Gruppen für intensives Lernen


Rheydt ist ein Stadtteil mit sozialen Herausforderungen. Zwei von drei Kindern in der KGS Nordstraße haben einen Migrationshintergrund. „Und  immer mehr Kinder kommen aus niedrigeren Bildungsschichten“, sagt Rektor Eikenbusch. Deshalb macht die Schule bereits im fünften (Schul-)Jahr beim „Bildungsfuchs“ mit und hat drei Gruppen à sechs Kinder. „Das sind in der Summe eigentlich zu wenig, aber für den Lernerfolg ist das ein ideales Verhältnis.“ Das bestätigen auch die weiteren acht Mönchengladbacher Schulen, die am „Bildungsfuchs“ teilnehmen, sagt Rukiye Sönmez-Öztürk. Die Motivation der Kinder sei hoch, sie genießen die „Sonderbehandlung“. Schwänzen tut keiner. „Die Kinder kommen durch die Bank weg gerne in unseren Sprachförderunterricht“, freut sich Schulleiter Christian Eikenbusch.


Die Schulen suchen die Kinder selbst aus. Dreimal pro Woche findet der Unterricht statt. Die Teilnahme ist kostenlos, der Ablauf folgt einem erprobten Schema: zunächst eine Schulstunde (45 Minuten)  Hausaufgabenbetreuung. Anschließend eine Schulstunde das spielerische Erlernen der deutschen Sprache. „Die Verwendung des richtigen Artikels lässt sich mit Memory-Karten viel leichter lernen“, hat Christian Eikenbusch festgestellt.
 

Wilberz-Stiftung fördert „Leuchtturmprojekt“


2012 hat ABI das Sprachbildungskonzept für Schülerinnen und Schüler mit geringen Deutschkenntnissen entwickelt. Die Arbeitsstelle reagierte damit auf den erhöhten Zuzug von Kindern, die mit wenig oder gar keinen Deutschkenntnissen ins Bildungssystem integriert werden müssen. Zunächst nahmen nur Grundschulen aus Rheydt daran teil, gefördert durch das Landesprogramm „Soziale Stadt“. Alle Experten waren sich schnell einig: Auch nach dem Ende der Finanzierung müsse das Projekt weitergehen und am besten auf andere Stadtteile ausgeweitet werden. „Aus eigener Kraft wäre die Stadt nicht in der Lage, dieses so wichtige integrationsfördernde Instrument anzubieten“, sagt Harald Weuthen, Leiter des Fachbereichs Schule und Sport.
 
Die Kinder und die Stadt haben Glück: Spender und Sponsoren sprangen ein. Besonders die Josef und Hilde Wilberz-Stiftung unterstützt den „Bildungsfuchs“. Sie wurde von einem inzwischen verstorbenen Unternehmerehepaar gegründet und finanziert auch andere soziale Projekte in Mönchengladbach. Mit dem neuesten Scheck über 50.000 Euro versprach Stiftungs-Vorsitzender Michael Meuser: „Bildungsfuchs ist ein absolutes Leuchtturmprojekt in Mönchengladbach, und es wird nicht das letzte Mal sein, dass  wir uns bei diesem Projekt einbringen.“ Die Mutter von Belinay und Egemen ist begeistert. „Das müsste an viel mehr Schulen möglich sein.“
 

Sprachkompetenz macht Kinder selbstbewusster


Für Rektor Christian Eikenbusch gehen die Erfolge über das Klassenzimmer hinaus. „Durch die Verbesserung der Sprachkompetenz haben die Kinder häufig auch mehr Selbstbewusstsein und stärken ihre Selbstorganisation. Dies wirkt sich wiederum positiv auf den gesamten Klassenverbund aus.“ Damit möglichst viele Kinder partizipieren, werden in seiner Schule zwischendurch immer wieder Kinder „ausgetauscht“, sobald der Fortschritt erkennen lässt, dass sie auch ohne die Extra-Sprachförderung auskommen. Egemen, sagt seine Mutter, war richtig traurig, als er nicht mehr mitmachen durfte. Er geht jetzt in die vierte Klasse, hat gute Noten und ist an der Realschule angemeldet.

Neun Schulen, 20 Gruppen, 18 Honorarkräfte – es dürfte, es könnte noch ein wenig mehr sein. „Der Bedarf an individueller Sprachförderung zusätzlich zum Regelunterricht ist im letzten Jahr noch einmal deutlich gestiegen, sagt Sönmez-Öztürk. Doch dazu müssen noch weitere Sponsoren ein Herz für den „Bildungsfuchs“ haben.


Ansprechpartnerin für weitere Informationen ist:
Rukiye Sönmez-Öztürk, Arbeitsstelle für interkulturelle Bildung und Integration (ABI)

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Bildnachweis
Foto 1: Stadt Mönchengladbach
Foto 2: LaKI

 
*gefördert durch das Land NRW als Kommunales Integrationszentrum

 
 

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