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Bayer macht Geflüchtete fit für den Arbeitsmarkt

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Foto: Bayer AG Wuppertal
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Vorsichtig träufelt Reza Fateh Moghadam etwas Pulver in ein kolbenförmiges Glas und platziert es hinter einer Sicherheitsscheibe. Es ist ein hochpräzises Gerät zum Einwiegen von chemischen Substanzen, vor dem der 34-Jährige – bekleidet mit Kittel, Schutzbrille und Latexhandschuhen – sitzt. Reza Moghadam hat in Syrien Chemie studiert und einige Jahre Berufserfahrung. „Ich freue mich, dass ich diese Chance bekomme,“ sagt er im WDR-Interview. Reza Moghadam nimmt an einer speziellen Integrations-Maßnahme teil. Sie soll den Übergang in den deutschen Arbeitsmarkt erleichtern und wird unterstützt durch das Kommunale Integrationszentrum (KI) Wuppertal.
 
Der Begriff „Praktikum“ trifft nur ungenau, was Bayer an seinem Standort in Elberfeld (wo die Geschichte des Weltkonzerns begann) mit den Flüchtlingen macht. „Restart Your Future“ ist u.a. ein Sprachkurs (Abschluss-Leistungsstufe: B 2) und ein interkulturelles Training. Das Ziel: Reza Moghadam und elf weitere Neuankömmlinge aus Bürgerkriegsgebieten sollen fit für den Arbeitsmarkt gemacht werden. Sie sollen ihre Talente und Neigungen entfalten, aber auch Einblicke in den deutschen Firmenalltag aus Sicht eines Berufstätigen bekommen.


Nach sechs Monaten „Restart your future“ stand fest: Drei Viertel der Teilnehmer (darunter der Chemiker aus Syrien) meisterten diese erste Runde und wurden in das sog. Starthilfe-Programm – die nächste Stufe der Eingliederung – übernommen.


Sprache und Kontakte als Schlüssel

 
Beim KI Wuppertal ist Dagmar Beck Leiterin des Teams „Arbeitsmarktintegration Flüchtlinge“. Für den Erfolg ihrer Arbeit seien zwei Voraussetzungen gleichbedeutend wichtig, wie sie betont: „Erstens, der Spracherwerb; zweitens, Kontakte zu  Deutschen“. Damit die Geflüchteten erfahren und verstehen, wie die  Gesellschaft funktioniert, damit sie mit dem Leben hier vertraut und heimisch werden können.“

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Auch das berufliche System ist für viele völlig neu. In den meisten arabischen Ländern gibt es nur zwei Dinge: Studium und Arbeit – dazwischen nichts. Der Stellenwert von beruflicher Bildung, das Thema „Ausbildung“ an sich als wichtige Voraussetzung, sich eigene berufliche Perspektiven zu eröffnen, und wie Ausbildung funktioniert – daran müssen die jungen Neuzugewanderten oftmals erst einmal herangeführt werden.
 

Starthilfe in Labor oder Werkstatt


Einen solchen „Zwischenschritt“ machen seit dem 1. September Reza Moghadam aus Syrien und weitere Teilnehmer. Bei Bayer in Wuppertal lernen sie verschiedene Labore und Produktionsbetriebe kennen und sollen sich bereits spezialisieren: Pharmaforschung, Pharmaproduktion oder technische Bereiche – alles sei möglich, sagt Jörg Probach, der zuständige Ansprechpartner bei Bayer für dieses Programm. „Und wenn jemand unbedingt Kfz-Mechaniker werden will, versuchen wir über unser Netzwerk entsprechende Kontakte zu vermitteln.“

Sogar in die Berufsschule gehen die Teilnehmer an zwei Tagen, obwohl sie noch keine „richtige“ Ausbildung machen. Wenn Moghadam und die anderen Flüchtlinge die zwölf Monate „Starthilfe“ durchhalten, haben sie gute Aussichten auf eine reguläre Ausbildungsstelle. Und wenn es nicht klappt? Auch dann seien die Betroffenen einen großen Schritt weiter. „Diese anderthalb Jahre bei Bayer sind keine verlorene Zeit, die jungen Leute haben auf jeden Fall viel dazugelernt in der Zeit dort“, ist Dagmar Beck überzeugt.

Aber es bedeutet: In der Regel noch einmal dreieinhalb Jahre Schule und Lernen. Und die Erkenntnis, dass die im Heimatland erworbenen Diplome und Abschlüsse nicht immer anerkannt werden hierzulande. „Die Flüchtlinge brauchen Geduld“, so Jörg Probach. „Es ist ein langer Weg für sie.“
 

Bergische Wirtschaft interessiert


Bayer ist aus Sicht des KI Wuppertal in Sachen „Integration“ ein Vorzeige-Unternehmen, steht aber nicht allein. „Viele Firmen im Bergischen Land sind grundsätzlich offen für dieses Thema“, sagt Dagmar Beck. Sie hat zahlreiche Anfragen auf dem Schreibtisch, von Firmen, die sich interessieren, die helfen und ausbilden möchten.

Sie lobt auch die Zusammenarbeit mit dem Jobcenter in Wuppertal. Ziel ihres Teams ist es, eine „Komplettberatung“ zu bieten: eine systematische Beratung jedes einzelnen Flüchtlings im Sinne einer Berufsweg-Planung.  

Bayer-Personalexperte Probach achtet nicht nur auf die fachliche Qualifikation. Fast genauso wichtig findet er, was die Teilnehmer nach Feierabend machen. „Die Flüchtlinge kehren dann meistens in ihre vertraute Lebenswelt zurück“, hat er beobachtet und wünscht sich – wie Dagmar Beck -, es gäbe „mehr Kontakte mit Deutschen“.
 
Um das zu erleichtern, führt Bayer für die Teilnehmer einen „Kultur-Block“ durch, wie Jörg Probach es nennt. Ein eigens engagierter Künstler zeigt den Syrern oder Irakern „deutsche Verhaltensweisen“: Im Alltag wie im Betrieb. Etwa: „Wie gehe ich mit Kritik um? Wie löse ich einen Konflikt?“ So lernen sie, mit Unterschieden oder Missverständnissen konstruktiv umzugehen.


Ansprechpartner für weitere Informationen sind:
Siegmar Schnabel, Dagmar Beck, KI Wuppertal


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Bildnachweis
Foto: Bayer AG Wuppertal

 
 
 

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