5 Jahre Teilhabe- und Integrationsgesetz: Vieles bewegt - aber weitere Ziele im Blick

Am 08. Februar 2017 jährte sich das Teilhabe- und Integrationsgesetz in Nordrhein-Westfalen zum fünften Mal. Der Anlass führte zu Bestandsaufnahmen und Diskussionen der Akteure im Lande zum aktuellen Sachstand im Politik- und Handlungsfeld "Integration".
Hat sich die integrationspolitische Infrastruktur bewährt unter dem Einfluss der verstärkten Neuzuwanderung? Muss das Land nachsteuern? Und wenn ja, wo? Hier kommen die Kommunalen Integrationszentren (KI) ins Spiel, die im Zuge des Teilhabegesetzes flächendeckend eingerichtet wurden und an der kommunalen Basis zusammen mit ihren Partnern vor Ort das Gesetz umsetzen.
Diese blickten bereits im Herbst 2016 auf ihr 4jähriges Bestehen zurück und auf die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung der Aufbauphase des neuen Verbundes. Diese konstatierte schon im November 2016, es sei in bemerkenswert kurzer Zeit „eine funktionierende Infrastruktur“ geschaffen worden. Die Forscher sehen „ein tragfähiges Gerüst für die Umsetzung von Integrationsmaßnahmen des Landes vor Ort“. Anfängliche Unterschiede zwischen den Kommunen beim Fortschritt der Umsetzung hätten sich schon nach kurzer Zeit weitgehend ausgeglichen.
Kein Beginn bei Null
Ende 2012 nahmen die ersten KI ihre Arbeit formell auf. Dabei mussten sie nicht bei Null anfangen: Hervorgegangen sind sie aus dem bestehenden Netzwerk der „Regionalen Arbeitsstellen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien NRW“ (RAA) einerseits; hier konnte man auf den langjährigen und bewährten Konzepten und der Expertise der zuletzt 30 lokalen RAA aufbauen; andererseits gab es bereits das fundierte Erfahrungswissen aus dem Landesprogramm „KOMM-IN NRW“, welches in den Aufbau des neuen Verbundes einfließen konnte.
Zur Unterstützung der KI vor Ort und als Bindeglied zwischen Kommunen und Landesebene fungiert die „Landesweite Koordinierungsstelle Kommunale Integrationszentren“ (LaKI) mit Sitz in Dortmund. Damit, so die Leiterin der LaKI, Christiane Bainski, habe NRW eine „bundesweit einmalige Struktur“ für die praktische Umsetzung von Integration.

In ihrer jeweiligen Stadt oder im Landkreis steuern und koordinieren die KI die Basisarbeit: in den Schulen, den Organisationen, den Initiativen. Und zwar mit nachweisbaren Erfolgen, wie Nilgün Isfendiyar, Leiterin des KI Bielefeld überzeugt ist. „Sich für Vielfalt zu öffnen, Diversität wahrzunehmen wird immer mehr eine Selbstverständlichkeit.“ (Hier geht es zum Interview mit Nilgün Isfendiyar)
Förderung ehrenamtlicher Arbeit
Die verstärkte Zuwanderung des Jahres 2015 hat in vielen Orten von NRW bürgerschaftliches Engagement ausgelöst. Aktionen, die von Herzen kamen; spontan, manchmal chaotisch, aber immer von großer Mitmenschlichkeit geprägt. Aus der „Willkommenskultur“ sind Strukturen der Integration erwachsen. Vor Ort, ehrenamtlich, nachhaltig. „Zurzeit verschwimmen diese beiden Phasen noch“, sagt Roland Hornig von der Willkommensinitiative in Schwelm (Ennepe-Ruhr-Kreis). (Hier geht es zum Interview mit Roland Hornig)
Die Schwelmer Initiative hat daher für beide Stufen e i n e n Treffpunkt geschaffen. Mit Unterstützung der Landesinitiative KOMM-AN.NRW wurde ein Ladenlokal umgebaut. Der „LadEN“ hat an fünf Tagen die Woche geöffnet. Das Interesse ist groß – bei den neu zugewanderten und geflüchteten Menschen wie bei den Schwelmer Bürgerinnen und Bürgern.
Ankommenstreffpunkte wie den LadEN gibt es nicht nur in Schwelm. Im Mittelpunkt solcher örtlichen Aktivitäten stehen die Familien, insbesondere die Kinder und Jugendlichen. Überall in NRW gibt es Beispiele für gute Konzepte, phantasievolle Aktionen, jungen Menschen und ihren Familien die Integration in ihr neues Umfeld zu erleichtern.
Beispiel Kreis Siegen-Wittgenstein: Ein Filmemacher porträtiert sensibel minderjährige Flüchtlinge und zeigt eindringlich deren Wunsch und Ehrgeiz, die deutsche Sprache lernen zu wollen.
Beispiel Köln: Beim talentCAMPus entdecken neu zugereiste und geflüchtete Jugendliche ihre Stärken und neue Perspektiven.
Beispiel Bonn: Junge Musliminnen und Muslime reklamieren mit einer bemerkenswerten Kunst-Aktion („Umarme mich!“), dass sie nicht auf ihren Glauben reduziert werden, sondern als Bonnerinnen und Bonner angesehen werden wollen.
Eingebettet sind diese Maßnahmen in das zweite große Handlungsfeld der Integrationsarbeit vor Ort: Die diversitätsbewusste Öffnung der kommunalen Ämter, Institutionen, Einrichtungen und Regeldienste. Dabei geht es genau darum, möglichst allen Menschen die gleichberechtigte Teilhabe in allen für sie relevanten Lebens- und Arbeitszusammenhängen zu ermöglichen.
Durch regelmäßige Fortbildung der Beschäftigten und ein gezieltes Einstellen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Zuwanderungsgeschichte soll ein Bewusstsein für die kultursensible Arbeit von Behörden und Institutionen geschaffen werden.
Bildnachweis
Foto 1: © panthermedia.net / Monkeybusiness
Fotos 2 und 3: LaKI / Simon Bierwald
Foto 4: Bezirksregierung Arnsberg